Fayence
Fayencemalerei/ Historie
Die Kunst der Fayencemalerei
Die Fayencemalerei ist eine anspruchsvolle Maltechnik auf keramischen Gegenständen. Nur noch wenige Fayencemaler beherrschen diese traditionelle Form der Dekoration. Zunächst wird eine weiß deckende Glasur, welche Zinnoxyd enthält, auf einen bereits einmal niedrig gebrannten Tongegenstand mittels Tauchen oder Sprühen aufgetragen. Die Glasur aus feinst gemahlenen Glasbildnern, Zinnoxyd und mineralischen Zuschlagstoffen bildet nach dem Trocknen eine leicht rauhe, pudrige und noch saugende Schicht. Auf diese wird mit hoch feuerfesten keramischen Farbpigmenten, möglichst spontan gemalt. Danach wird in einem Keramikbrennofen bei 1100 °C gebrannt. Im Gegensatz zu historischen Fayencen entsteht so, in Verbindung mit geeignetem Ton, wasserdichtes Steinzeug. Die Kunstfertigkeit besteht darin, die Farben, mit Wasser als Malmittel, zügig auf den saugenden Untergrund zu malen. Diese Maltechnik entspricht der Aquarellmalerei, aber auf stark saugendem, meist senkrecht stehendem Untergrund. Sobald das Wasser in die Glasurschicht eingedrungen ist, verhält sich die bemalte Fläche wie ein Pastell. Die Schwierigkeit besteht darin, beim Malen nicht zu viel oder zu wenig Wasser im Pinsel zu haben und im Anschluss die Malerei nicht durch Unachtsamkeit zu verwischen. Erst während des sogenannten Glattbrandes schmilzt das Glasurpulver und die in den Glasfluß einsinkenden Farben entwickeln ihren entgültigen Farbton. Damit erhält die Malerei ihren einzigartigen Reiz, welcher den besonderen Charme der Fayencekunst ausmacht. Besondere Exklusivität entsteht, wenn sich zur Beherrschung der spezifischen handwerklichen Voraussetzungen, malerische Begabung und künstlerische Kreativität gesellt.
Historie
Die Ursprünge bemalter Keramik verlieren sich in der langen Entwicklungsgeschichte der Menschheit und es haben sich unterschiedlichste Varianten der Bemalungstechniken entwickelt. Die Anfänge der Bemalung auf zinnoxydgetrübten Glasuren liegen vor etwa 1500 Jahren im ehemaligen Persien. Mit der Besetzung der Iberischen Halbinsel im 7. Jahrhundert brachten die Mauren diese besondere Technologie des Dekorierens keramischer Gegenstände nach Spanien und Portugal. Dort entwickelte sich bis zum Beginn der Renaissance die sogenannte spanisch-maurische Fayence auf fein ausgeformten Oberflächen. Erst mit der Vertreibung der Mauren von der Iberischen Halbinsel übernahmen die Italiener diese Technologie und nannten sie Majolika, nach der Insel Mallorca, wo es eine berühmte Manufaktur für diese bemalte Keramik gab. Zunächst versuchte man die Motive nachzuahmen und die besondere Technologie zu erlernen. Um 1520 wird die Stadt Fayenza in Oberitalien ein berühmtes Zentrum für diese begehrte und reich bemalte Keramik. Daraufhin nennen die Franzosen diese Art der Keramik Fayence. Inzwischen ist das der kulturhistorische Fachbegriff für Keramik, welche in der hier beschriebenen Art dekoriert wurde und wird. Einen Höhepunkt erlebt die Fayenceherstellung mit Beginn des 17. Jahrhunderts. Der Import Chinesischen Porzellans ist riskant und teuer. Nur wenige Privilegierte konnten sich das leisten. Der Wunsch, auch dazu zugehören, wuchs auch bei weniger betuchten Adligen. Man benutzte zunehmend Fayencen als Äquivalent für das kostbare Porzellan. So entstanden europaweit Manufakturen, die nach Originalen angefertigte Kupferstiche und Formabgüsse als Vorlagen für die Anfertigung von Fayencen mit der Anmutung von Chinaporzellan herstellten, sogenannte Chinoserien. Diese Chinamode hält fast 200 Jahre an und beeinflusst auch andere Bereiche der Kunst und Architektur. Mit Aufkommen des europäischen Porzellans und des englischen Steinzeugs verliert sich die Lust auf Fayencegefäße. Es wird nun einfacher bemalte Gebrauchskeramik, die für bürgerliche Kreise und Großbauern erschwinglich wird, hergestellt. Lange Zeit werden noch Kacheln, zunächst für die Verwendung in Adelshäusern, später auch für die Dekoration von bürgerlichen und bäuerlichen Wohnstuben und Amtszimmern, sowie bemalte Ofenkacheln angefertigt. An der Ostseeküste wird diese einfachere Fayence ein beliebtes Exportgut. Zum Beispiel die sogenannten „Schifferfayencen“, welche besonders vom Stettiner Hafen nach Schweden und Dänemark verschifft und verkauft wurden. Es entwickelte sich gestalterisch eine eigene maritime Tradition. In Stralsund und besonders in Schleswig-Holstein gab es einige Fayencerien. Im 19. Jahrhundert war die Herstellung stark rückläufig und geriet fast in Vergessenheit. Das Wissen über viele technische Raffinessen und die Ausbildung von Fayencemalern ging weitgehend verloren. Es gab nur wenige Manufakturen, die über lange Zeit bis in die Gegenwart überlebten bzw- neu entstehen konnten. So gibt es heute in Deutschland nur einige Einzelschaffende, Töpfereien und kleinere Fayencerien, die sich dieser fast vergessenen Technologie wieder zu wenden. International ist es auch nicht besser.
Im Norddeutschen Landesmuseum Hamburg-Altona gibt es eine größere Abteilung mit Fayencen aus dem Ostseeraum.
Im Stadtmuseum Schleswig gibt es ein Fayencekabinett.